Dienstag, 15. März 2011

Mensch, ärgere dich doch!



Heute möchte ich Sie an einen wesentlichen Gedanken erinnern, den man sich im Optimalfall jede Woche einmal bewusst machen sollte.

Worüber haben Sie sich in den letzten Stunden (Tagen) geärgert?

Was hat Sie aufgeregt (genervt)?

Und: Sind Sie eher ein Fluchttyp (ziehen Sie sich beleidigt zurück und "fressen" Ihren Ärger in sich hinein) oder reagieren Sie kämpferisch (dann "mussten" Sie leider meckern oder andere angreifen)?

Ärger über die Welt setzt eine Annahme voraus, nämlich, dass wir von dieser Welt "da draußen" getrennt sind. Wir nehmen die Welt (inkl. aller Mitmenschen) dann als "das Andere", das uns ge- oder missfallen kann, wahr. Diese Sicht der Dinge ist uns genauso vertraut wie dem Vogel dessen Umwelt. Haben Sie einmal einen Wellensittich vor einem Spiegel beobachtet? Wie Thorwald Dethlefsen aufgezeigt hat, begreift der Vogel nicht, dass er sich selbst sieht, deshalb sucht er den Artgenossen, und dieses Spielchen amüsiert uns als Betrachter.
Nun lautet eine der wichtigsten Ideen der Esoterik: Die Welt ist unser Spiegel.
Weil wir das aber genauso wenig begreifen wie der Wellensittich, benehmen wir uns ähnlich wie dieser. Als Fluchttyp ziehen wir uns zurück, als Kampftyp bekämpfen wir diese Welt "da draußen". Wir kämpfen gegen Menschen, die ihre eigenen Belange höher einschätzen als unsere. Wir kämpfen gegen unsere Vorgesetzten, die regelmäßig auf unseren Fehlern herumhacken und viel zu selten loben. Wir kämpfen gegen unsere Mitarbeiter, die weit mehr leisten könnten, wenn sie wirklich wollten ... Wir kämpfen gegen die Gesellschaft. Schließlich glauben wir, ein Recht darauf zu haben, sauer zu werden, wenn nicht alles nach unserem Kopf geht. In Wirklichkeit (sagt die Esoterik) bekämpfen wir immer uns selbst.

„Die Frage ist nicht, was man betrachtet, sondern was man sieht“  Henry David Thoreau, amerik. Schriftsteller

Wenn Herr A. sich über einen Geizhals aufregt, dann bekämpft er in diesem seinen eigenen Hang zur "übertriebenen Sparsamkeit" - sonst würde er das Verhalten des Mitmenschen überhaupt nicht negativ bewerten! Würde ein großzügiger Mensch dem Geizigen nicht gerne geben, was der ihm so (hinter-)listig "abzuringen" versucht?
Oder wenn jemand sich aufregt, dass niemand ihm zuhört, dann doch nur, weil er laufend selber reden will. (Den großen Schweiger könnte das nicht stören, im Gegenteil!)
 Wenn unser Vielredner andere Menschen nur halb so wichtig einschätzen würde wie sich selbst, dann könnte er es ihnen nicht verübeln, wenn sie sich genauso benähmen wie er. Oder wenn die Topmanager von Unternehmen lamentieren, dass es kaum Führungskräfte gibt, die visionär führen können, dann gilt: Jede Firma hat genau die Führungskräfte, die sie verdient. Wenn nämlich in dieser Firma heute kaum herausragende Führungspersönlichkeiten zu finden sind, dann deshalb, weil die Top-Manager solche Leute früher (als sie noch an ihren eigenen Karrieren bastelten) nicht aufsteigen ließen.

Wenn wir es lernen könnten, die Welt nicht als Gegner zu sehen, sondern als Spiegel, dann müssten wir Verantwortung übernehmen. Das gilt im politischen oder beruflichen Alltag genauso wie im Privatleben jedes einzelnen Menschen. Aber wir leben in einer Kinderkultur, die immer erwartet, dass andere etwas für uns tun (erst die Eltern, später" Vater Staat").

So haben wir im Laufe der letzten Jahrzehnte immer mehr Verantwortung für unser Leben "delegiert". Wir hegen bestimmte Erwartungen (z.B. an das soziale Netz), was zu Enttäuschungen führt (Ent-Täuschung heißt ja: die Täuschung hört auf), ja geradezu führen muss und wir fordern von der Mitwelt, dass sie sich gemäß unseren Vorstellungen zu verhalten habe. Wenn sie es nicht tut, kämpfen wir!

Wenn aber Herr X. heute großartig für den Frieden kämpft (man beachte die sprachliche Formulierung!), dann möchte er im Spiegel eine andere Wirklichkeit erschaffen, als die, die in ihm lebt! Thorwald Dethlefsen bringt diesen Prozess (in "Ödipus der Rätsellöser") auf den Punkt: Der Mensch braucht nur sich selbst zu ändern, und ... die ganze Welt verändert sich mit ihm. Wenn ich im Spiegel das unfreundliche Gesicht sehe, brauche ich nur zu lächeln und es wird zurücklächeln, mit Sicherheit!

Und so wünsche ich Ihnen heute, dass Sie in Situationen, in denen Sie sich ärgern mögen, Ihr lächelndes Gesicht  parat haben und sich fragen: „Was  möchte ich statt dessen lieber sehen?“
Ich danke  meinem Sohn, Herrn Thoreau und Vera F. Birkenbihl,  die mir heute Anstoß für dieses „Luftholen“ gegeben haben.

Mit herzlichen und lächelnden Grüßen

 Heike Spaeth
Ihr Coach, wenn sich was ändern soll


                      

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